04.03.2009

Löffelweise Kindheit

Ich glaube, von allen Gemüsesorten ist mir Mangold am liebsten. Mangold ist mein George Clooney unter dem Grünzeugs. Soll heißen: Da bekomme ich beim Anblick einer Mangoldstaude sofort Hitzewallungen und mein Oral-Trakt fängt an, unkontrolliert zu sabbern.

Ich habe irgendwann mal irgendwo jemanden gehört, der sagte, Mangold sei ja „ein total langweiliges Gemüse“. Es sind solche Sätze, die mich in meinem Glauben bestätigen, dass es da draußen dann doch recht viele Idioten gibt. Tsss! Im Ernst: Wenn es um Mangold geht, da werde ich intolerant. Da versteh ich keinen Spaß, hey, da bin ich Gosse, und Aggro und so! Mangold ist das Gemüse meines Herzens, so fein und delikat.

Und er ist ein wahrer Allrounder! Man kann aus den Blättern und Strunken unzählige Traumgerichte kochen: Mangold schmeckt mit Frischkäse super zu Vollkornnudeln. Mangoldstiele mit leichter Béchamel und Serranoschinken finde ich ganz besonders lecker. Mit Mandelpaste zusammen wird Mangold einfach nur „geilomat!“. Die Strunke lassen sich mit Allerlei füllen und panieren. Aus den Blättern kann man Rouladen (mit Fisch, au jaaaa!, oder Fleisch) oder gefüllte Päckchen zaubern. Man Kann daraus Creme-Suppe oder Püree machen. Und Quiches oder Tarten. Und Mangoldgratin. Und und und und und...

Was denn daran langweilig sein soll weiß ich auch nicht. Pfff... Und gesund ist Mangold auch noch: Er ist besonders reich an Vitaminen (hauptsächlich C und A), Eisen, Calcium, Kalium, Folsäure - alles wichtige Nährstoffe - und das bei einem winzigen Kaloriengehalt.

Ich liebe Mangold also. So viel ist mittlerweile schon klar. Tja, und, bei bei aller Raffinese... wollt Ihr wissen, wie ich meinen Mangold am liebsten mag? (Fast) Ohne alles!


Mangoldgemüse mit Kartoffeln – das ist für mich wie löffelweise Kindheit zu futtern. Hat meine „amatxo“ immer für mich gemacht, macht sie heute noch. Und ich habe immer das Gemüse gegessen und dann ein Baguette in die Hand genommen und das Kochwasser damit getunkt, mache ich heute noch.


Zutaten (um 2 glücklich zu machen):

  • etwa die Hälfte einer ordentlichen Mangoldstaude (mit der anderen Hälfte kocht Ihr etwas anderes)
  • ca. 4-5 mittelgroße Kartoffeln, geschält und grob in Stückchen geschnitten
  • Wasser
  • Olivenöl
  • Salz
  • 1 Knoblauchzehe

Wie es gemacht wird:

Vorneweg: Bei Mangold sind die Frische und Qualität der Pflanze immens wichtig. Finger weg von Mangoldpflanzen die nicht super knackig aussehen und intakte Grünblätter und Stiele haben! Ich hatte diesmal wieder einen Mangold vom Gemüse-Vietnamesen meines Vertrauens, der wahrlich ein Ausstellungsstück war. Top!
Wir waschen & putzen das Gemüse gewissenhaft. An sich entsteht beim Mangoldputzen in der Regel so gut wie gar kein Abfall: Von den Enden der Stiele/Strunke nur soviel entfernen wie nötig ist um die einzelne Stiele von der Staude abzutrennen (quasi die härteren Stielansätze). Bei den Blättern schneiden wir nur dann etwas weg, wenn es irgendwo bräunliche Stellen gibt. Ich ziehe meist von den Stielen die Fäden ab (ähnlich wie Ihr es bei Staudensellerie machen würdet), obwohl es natürlich auch ohne diesen Schritt geht.

Die Grünblätter werden in feinen Streifen geschnitten, die Stiele in Stücke (ca. 3 – 4 cm. Lang).

In einem großen Topf erhitzen wir etwas Olivenöl und geben die Mangoldstiele hinzu. Wir dünsten sie ein/zwei Minuten lang (unten Wenden, damit sie nicht anbrennen) und geben nach dieser Zeit etwas Wasser und die Kartoffelstücke dazu. Wir lassen beides so etwa 5 Minuten lang köcheln bevor wir die Mangoldblätter zugeben. Jetzt bedecken wir das Gemüse mit Wasser und geben das Salz dazu und eine Knoblauchzehe (geschält und nur grob mit der Hand zerdrückt). Es soll noch ca. weitere 10-15 Minuten bei kleiner Flamme kochen bis alle Zutaten zartweich sind.

Wir servieren den Mangold und die Kartoffeln ohne bei der Zugabe vom Kochwasser zu sparen (OK, von mir aus nennen wir es Suppe). Wir begießen das auf dem Teller ruhende Gemüse mit einem letzten Schuss (gutes!) Olivenöl (roh!).

Und dann: Einen Löffel davon in den Mund nehmen. Und noch einen, und noch einen und... Seufzen. Grinsen. Glücklich sein. Und wenn auf dem Teller nur noch Kochwasser übrig ist: Baguettestückchen darin einweichen und löffelweise wegessen, bis die ganze Flüssigkeit aufgesogen/getunkt worden ist. Abrakadabra und Simsalabim! Und leer ist der Teller!


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