17.12.2009

Ein Pott voll Weihnachten


Es passiert mir nicht allzu oft aber doch immer wieder: Da steht ein Haufen Obst kurz vorm Exitus in der Küche und schreit nach Verwertung und ich muss schneller als schnell irgendwas zaubern um das Wegwerfen irgendwelcher Essdingen noch in letzter Sekunde zu vermeiden. Ich, Retter in der Not. Bin sehr sehr sehr old-school, was das angeht: Nichts finde ich schlimmer und ärgerlicher als Lebensmittel weg zu werfen, nur weil ich deren rechtzeitige Weiterverarbeitung verschnarcht habe...

Bei mir wird akut selbstmordgefährdetes Obst oft zu irgendwas „verbacken“ oder in irgendeiner Form zu Püree/Sauce/Marmelade „verdingst“. Neulich waren es ein paar Birnen, die weg mussten. Die Verwertungslösung kam in Gestalt eines würzigen Apfelkompotts von der lieben Frau Poletto – das Rezept dazu fand ich bei „fool for food“...

Ersetze Apfel durch Birne und Kompott durch Marmelade und Saft durch Weißwein und Calvados durch Weinbrand und fertig ist die Laube. Ja, wirklich. So einfach ist das.


Zutaten (für ein normal großes Marmeladenglas):
  • 360 g Birne (geschält und vom Herzen befreit)
  • ein paar Tropfen Vanillearoma (oder etwas Vanillenmark)
  • 1 EL Zucker
  • ein Spritzer Zitronensaft
  • etwa 175 ml Weißwein (ich nahm Grünen Veltliner: er passt hervorragend zu Birne & Pfeffer!)
  • 2 Stück Sternanis
  • ca. 10 ganze Pfefferkörner (roter Pfeffer)
  • eine Prise Zimt (gemahlen)
  • etwa 20 ml Weinbrand
  • 2 EL Braunzucker
  • 1 EL Speisestärke


Wie es gemacht wird:

Wir schälen die Birnen, halbieren sie und entfernen die Kerngehäusen. Wir würfeln das übrig gebliebene Birnenfleisch und begießen es mit ein wenig Wasser mit einem Spritzer Zitronensaft.


In einem Stieltopf machen wir zunächst ein Karamell indem wir den einen Esslöffel Zucker erhitzen. Sobald das Karamell eine goldene, nicht allzu dunkle, Farbe annimmt, löschen wir es mit dem Weißwein ab. Wir fügen die Gewürze hinzu und etwas Vanille(aroma-whatsoever) und reduzieren es bei klein-mittlerer Flamme circa 15 Minuten lang.


Nach dieser Zeit geben wir die gewürfelten Birnen ebenso in den Topf. Wir lassen alles noch weitere 10 Minuten lang vor sich hin köcheln und entfernen danach den Sternanis. Wir geben 1-2 EL Braunzucker in die Birnen-Wein-Mischung und kochen sie weitere 10 Minuten bei kleiner Flamme.


Wir nehmen den Topf vom Herd und pürieren den Inhalt mit dem Stabmixer bis wir eine feine Marmelade haben (ich wollte bewusst eine relativ flüssige Marmelade ohne „Stückchen“, man könnte allerdings genauso gut das Pürieren überspringen, wenn man eine dickflüssigere Konsistenz anstrebt; in dem Fall würde ich allerdings dann die Pfefferkörner auch irgendwann herausfischen).


In einem Glas lösen wir die Speisestärke mit dem Weinbrand auf und geben sie zur Marmelade dazu. Wir stellen den Marmeladentopf erneut auf die Flamme und bringen den Inhalt zum Kochen. Wir reduzieren die Hitze und lassen alles noch 10 Minütchen leise blubbern.

Die noch sehr heiße Marmelade füllen wir (sofort) in einem sauberen Einmachglas. Wir drehen den Deckel kräftig zu, stellen das Glas auf den Kopf (es entsteht Vakuum) und lassen es so abkühlen.

Da ich in dieser Marmelade sehr wenig Zucker benutzt habe, wäre es durchaus sinnvoll, sie noch besser haltbar zu machen in dem man die gefüllten Gläser noch abkocht. Bei einem einzigen Glas, das sehr schnell aufgegessen ist, reicht mir das Schnell-Vakuum-Umdreh-System (normalerweise ist ab ca. 50% Prozent Zucker ein Abkochen der Gläser nicht unbedingt erforderlich, die Marmelade hält dann trotzdem mehrere Monate; unter 50% Prozent Zucker würde ich immer entweder zum Sofortverbrauch oder zum Abkochen tendieren...).


So. Schön & gut... aber: was macht man nun damit denn? Ich würde sagen, pur essen. Oder als Füllung für Blätterteigtaschen verwenden. Oder zu einem Honey-Du-hast-in-16-Tagen-Geburtstag-Ananaskuchen dazu geben. Oder. Oder... (Ich sehe in meinem Kopf Dorade mit Ziegenkäse und Pfeffer, Birnenmarmelade und Brotkruste vielleicht?? Oder drehe ich jetzt wieder komplett durch?)


Und wie hoch ist der Weihnachtsfaktor dieser „Marmelade“? Hoch! Auf einem Brie-Toast (mit schön rustikalen Weißbrot) schmeckt sie nämlich unglaublich gut! Eine Kombination, die sich als Amuse-Gueule zum Weihnachtsmenü hervorragend eignen würde. Und ich bin mir sicher, dass diese Marmelade sehr sehr gut zu kaltem Roastbeef passt - um diese Sicherheit herum ließe sich durchaus eine nette kleine Vorspeise zaubern, oder?


Ich liebe Resteverwerten. Ha!




Übrigens, apropos Essen-Weg-Werfen... Mit dem Essen spielt man doch, oder? Hehehe:


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